Hufrehe ist unter Pferdeleuten eine der bekanntesten Krankheiten und neben der Kolik auch eine der gefürchtetsten Krankheiten. Um zu verhindern, dass dein Pferd im schlimmsten Fall aufgrund der Hufrehe am Ende sogar erlöst werden muss, ist es wichtig die Symptome einer Hufrehe schnell zu erkennen, um rechtzeitig handeln zu können. Am besten ist es jedoch gleich die möglichen Ursachen einer Hufrehe zu kennen und so eine Erkrankung hoffentlich zu verhindern.
Inhaltsverzeichnis:
Hufrehe, im Fachbereich auch „Laminitis“ genannt, ist eine Entzündung der Huflederhaut des Pferdes. Die Huflederhaut befindet sich zwischen dem Hufbein und der Hufkapsel und verbindet diese somit. Bei der Hufrehe werden zunächst die Lamellen, also die kleinen Verbindungen der Huflederhaut mit dem Hufbein bzw. der Hufkapsel schlechter durchblutet, was dann zur Entzündung führt und die Huflederhaut anschwellen lässt. Dadurch wird das Hufbein in Richtung Hufsohle nach unten gedrückt, was auch als Rotation bezeichnet wird. Je weiter die Hufrehe fortgeschritten ist, desto weiter rotiert das Hufbein zur Sohle, bis es sogar durch die Sohle durchbrechen kann. Es kommt zum Hufbeindurchbruch. Zuletzt kann es noch dazu führen, dass sich die Verbindung zwischen Hufbein und Hufkapsel ganz löst, wodurch die Hufkapsel abbricht, was dann als Ausschuhen bezeichnet wird.
Ist dein Pferd an Hufrehe erkrankt, zeigen sich dabei meist sehr deutliche Symptome:
Entlastung der Vorderbeine: Vorderbeine werden weiter nach vorne gestellt, um das Gewicht auf die Hinterbeine zu legen und somit die Zehen vorne zu entlasten
Entlastung der Hinterbeine: Hinterbeine werden weiter unter den Körper gestellt, um die Zehen hinten zu entlasten
Wechsel von einem Bein auf das andere
Pferde legen sich hin, um die Beine komplett zu entlasten
deutliche Lahmheit, vor allem auf hartem Boden
stärkere Pulsation an der Hinterseite des Fesselkopfes
geschwollener Kronenrand
wärmere Hufe
Hufrehe ist mit sehr starken Schmerzen verbunden, weshalb die ersten Symptome in der Regel relativ schnell zu erkennen sind. Vor allem, wenn die Hufrehe schon weiter vorangeschritten ist, wird dein Pferd kaum noch laufen wollen und sich gegebenenfalls häufiger und länger hinlegen, um alle Beine zu entlasten. Im frühen Stadium, wenn noch keine deutliche Lahmheit zu erkennen ist, lässt sich die Hufrehe nur relativ schwer an wärmeren Hufen, an stärkeren Pulsation am Fesselkopf oder an einem geschwollenen Kronenrand erkennen. Leider fällt dies in der Regel nicht immer sofort auf.
Allgemein kommt es bei der Hufrehe zu einer Durchblutungsstörung der Huflederhaut, wodurch eine Entzündung entsteht und die Huflederhaut anschwellen lässt. Für die Erkrankung an Hufrehe können verschiedene Ursachen möglich sein. Die bekanntesten Hufrehe-Arten sind: Belastungsrehe, Futterrehe, Hungerrehe, Vergiftungsrehe, Medikamentenrehe und Geburtsrehe.
Die Belastungsrehe entsteht, wenn der Huf einer zu hohen Belastung ausgesetzt wird, da hierbei die Durchblutung der Huflederhaut gestört wird. So kann es beispielsweise durch Entlastung einer verletzten Hufe oder des Beins beim gegenüberliegenden Huf zur Überbelastung und dadurch zur Hufrehe kommen. Auch eine Überbelastung durch starkes Strapazieren auf hartem Boden kann zu Hufrehe führen. Eine fehlerhafte Bearbeitung der Hufe durch einen Hufschmied bzw. -pfleger oder eine angeborene Huffehlstellung kann ebenfalls Auslöser einer Hufrehe sein.
Futterrehe ist die häufigste Form der Hufrehe, die durch fehlerhafte Fütterung ausgelöst wird. Es wurde herausgefunden, dass bei Gras und Heu ein zu hoher Fruktangehalt bzw. ein zu hoher Verzehr von Fruktan (eine bestimmte Art von Zucker) Hufrehe auslöst. Pferde können Fruktan nicht richtig verwerten, wodurch es zu einer Übersäuerung im Organismus kommt, die letztendlich Hufrehe auslöst. Neben Gras und Heu enthalten auch Getreide, Obst und Gemüse Kohlenhydrate in Form von Fruktan, die in zu hohen Mengen Hufrehe auslösen können. Am anfälligsten sind die Pferde bei Futterrehe im Frühjahr und im Herbst, da hier das Gras aufgrund der Wetterbedingungen besonders viel Fruktan produziert.
Pferde sollten ständig Futter zu sich nehmen können, da ihr Magen so ausgelegt ist, dass er durchgehend Magensäureproduziert. Hat dein Pferd länger nichts fressen können, kommt es zu einer Übersäuerung, wobei sich Giftstoffe freisetzen und in die Huflederhaut gelangen. Hier lösen sie dann eine Hufrehe aus. Deshalb sollten übergewichtige Pferde niemals durch kompletten Futterentzug auf Diät gesetzt werden, sondern durch eine Anpassung des Futters abnehmen.
Außerdem gelangen auch die Giftstoffe von giftigen Pflanzen in den Organismus deines Pferdes, lagern sich in der Huflederhaut ab und können dadurch eine Hufrehe hervorrufen.
Manchmal wird auch von einer Medikamentenrehe gesprochen, da vor allem kortisonhaltige Medikamente in Verdacht stehen, Hufrehe auslösen zu können.
Zu einer Hufrehe nach der Geburt eines Fohlens kann es beim Mutterpferd kommen, wenn sich die Plazenta nicht richtig gelöst hat und dadurch Giftstoffe in den Organismus gelangen konnten.
Hast du bei deinem Pferd den Verdacht auf Hufrehe, solltest du schnellstmöglich handeln und umgehend einen Tierarzt kontaktieren. Da es bei der Hufrehe im fortgeschrittenen Stadium zu einem Sohlendurchbruch und im weiteren sogar zum Ausschuhen, also zum Ausbrechen der Hufkapsel, kommen kann, ist eine schnellstmögliche Behandlung notwendig. Wird die Hufrehe zu spät erkannt oder falsch behandelt, ist im fortgeschrittenen Stadium oft nur noch die Erlösung deines Pferdes die einzige Möglichkeit. Neben der Kolik ist die Hufrehe leider die Pferdekrankheit mit der zweithöchsten Todesrate.
Wenn dein Tierarzt den Verdacht Hufrehe durch Röntgenbilder sicher diagnostiziert hat, heißt es erst einmal Boxenruhe. Anhand der Röntgenbilder kann der Tierarzt erkennen, wie weit die Hufrehe bereits fortgeschritten ist. Zur medizinischen Behandlung wird er deinem Pferd dann Medikamente verabreichen, die die Schmerzen lindern sollen und Medikamente, die die Durchblutung wieder fördern.
Als Selbstmaßnahme ist es vor allem wichtig, die Hufe viel zu kühlen, um so die Schwellung der Huflederhaut zu verringern. Dies kann auch schon vor Eintreffen des Tierarztes begonnen werden. Hierfür die Hufe in einen Eimer mit kaltem Wasser stellen oder einen Hufverband anbringen und diesen mit Wasser begießen. Du solltest deinem Pferd auch auf weichen Untergrund stellen, also die Box großzügig einstreuen. Um Stress zu vermeiden, der die Hufrehe unter Umständen noch begünstigen kann, wäre es gut, wenn dein Pferd trotz Boxenruhe noch etwas Kontakt zu einem Artgenossen hätte.
Weiterführender Exkurs: Blutegeltherapie bei Hufrehe der Pferde
Bei der medizinischen Behandlung ist die Gabe von Schmerzmitteln mit Vorsicht zu genießen. Natürlich sollte dein Pferd akut von Schmerzen befreit werden, jedoch muss darauf geachtet werden, diese zeitnah zu verringern bzw. abzusetzen, da die Wirkstoffe sonst teilweise den Heilungsprozess hinauszögern können und auch stark auf den Magen schlagen können, was ebenfalls kontraproduktiv wäre. Hausmitteln, wie beispielsweise Bierhefe, Brennessel und Mariendistel wird zugesagt, den Heilungsprozess der Hufrehe unterstützen zu können.
Bierhefe war bereits im Altertum für ihre förderliche Wirkung auf das Wohlbefinden und die körperliche Vitalität bekannt. Heute weiß die Wissenschaft, dass es sich dabei um kleinste Kugelpilze mit hohem Nährstoffgehalt handelt. In getrocknetem Zustand als Pulver sind die Nährstoffe vom Verdauungssystem gut verwertbar und kommen so dem Organismus von Menschen, aber auch Hunden, Katzen und Pferden zugute.
Vorerst sollte dein Pferd natürlich erst einmal nicht mehr auf die Weide gehen. Hat es sich mit der Zeit wieder erholt, muss es jedoch nicht für den Rest seines Lebens in der Box eingesperrt bleiben. Dennoch gibt es ein paar Dinge zu beachten:
Dein Pferd sollte, wie es im Frühjahr sowieso üblich ist, erst wieder langsam angeweidet werden.
Eine Fressbremse hilft, die Graszufuhr bei längerem Weidegang automatisch zu verringern, wodurch eine übermäßige Zufuhr von Gras verhindert wird.
Achte auf die Qualität des Grases und auch des Heus, damit keine unerwünschten Pflanzen dazwischen gelangen oder schimmlige Stellen gefressen werden.
Das Kraftfutter sollte gegebenenfalls angepasst werden. Es sollte auf keinen Fall mehr Getreide, Müsli und fetthaltiges Futter gegeben.
Am besten eignet sich für ein Rehe-Pferd gutes Heu, Stroh und etwas Mineralfutter. Nicht alle Pferde benötigen Kraftfutter. Erkundige dich hier bei deinem Tierarzt oder einem spezialisierten Futterberater.
Es wird oft gesagt, dass Ponys anfälliger für Hufrehe sind als Großpferde, dies kann jedoch nicht bestätigt werden. Ausschlaggebender für eine Hufrehe ist eher die körperliche Beschaffenheit deines Pferdes, also ob es Risikofaktoren, wie z. B. Übergewicht, falscher Fütterung, Überlastung oder einer Stoffwechselerkrankung ausgesetzt ist.
Hufrehe ist eine schwerwiegende und sehr ernstzunehmende Erkrankung, bei der sich die Huflederhaut, die zwischen dem Hufbein und der Hufkapsel liegt, entzündet. Durch die Schwellung rotiert das Hufbein zur Hufsohle, wobei es im fortgeschrittenen Stadium die Hufsohle durchbrechen kann und im schlimmsten Fall sogar die Hufkapsel ausbricht. Durch eine starke Entlastungshaltung, deutlicher Lahmheit und erwärmten Hufen ist die Hufrehe recht leicht zu erkennen und sollte umgehend von einem Tierarzt untersucht werden, um die Hufrehe gegebenenfalls sofort zu behandeln. Ist die Hufrehe bereits zu weit fortgeschritten, ist es in diesen Fällen meist unumgänglich, das Pferd zu erlösen. Die Hauptursache bei Hufrehe ist eine fehlerhafte Fütterung, weshalb du unbedingt auf hochwertiges Gras und Heu achten solltest und eine Fütterung von Kraftfutter auf die Bedürfnisse deines Pferdes abstimmen musst.